Wie geht wohnen?

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Bild von Nyul auf Adobe Stock

Der Titel lässt es vermuten – es geht um den Raum, dem das Wohnen seinen Namen gab. Für manche ist das Wohnzimmer der wichtigste Wohlfühlraum, bei anderen ist ein großer Raum für kochen/essen/wohnen mit viel Platz für Gäste das Herz der Wohnung. Ein Blick auf die Geschichte zeigt, wie sehr „die gute Stube“ den Anforderungen der jeweiligen Zeit folgte und einmal die Bewohner, ein anderes Mal die Gäste im Mittelpunkt der Gestaltung und Nutzung standen. Was jede Wohnform zum Gelingen braucht, möchte ich in diesem Blog besprechen.

Wer sitzt abends nicht gerne in seinem Wohnzimmer und genießt mit einem Glas Wein in Ruhe den ausklingenden Tag? Lässt ihn Revue passieren oder bespricht ihn mit dem Partner oder der Partnerin? Oder liest zur Entspannung ein gutes Buch oder schaut einen guten Film?

Das Wohnzimmer ist aber nicht nur ein Rückzugsraum. Es ist vor allem ein Ort der Begegnung und Kommunikation. Mit Freunden und Gästen, mit Partner und Familie, mit sich selbst. Neben den persönlichen Vorlieben an die Gestaltung des Wohnzimmers sind es gerade diese drei Funktionen, die den Unterschied machen: öffentlich, privat oder intim. Das klingt jetzt vielleicht befremdend – wie soll denn ein Wohnzimmer öffentlich, privat oder intim sein? Das will ich gerne erklären:

Die öffentliche Nutzung

Der Multifunktionsraum

Das Neue Wohnen spielt sich heute meist in offenen Raumlösungen ab. Die Funktionen kochen-essen-wohnen befinden sich in einem gemeinsamen Raum. Küche und Essen sind „öffentliche Räume“ in der Wohnung, weil wir dorthin auch Freunde und Gäste einladen. Wenn der Wohnbereich im selben Raum ist, wird auch dieser zum öffentlichen Bereich im Haus. Die Couch in solch einem Wohnbereich lädt zur Diskussion, kann aber nie Intimzone sein.

Die private Nutzung

Die Raumzonen

Etwas „privater“ wird die Raumzone rund um die Couch, wenn es in der Einraumlösung eine gute Zonengliederung gibt. Wichtigstes Element dazu ist ein Sichtschutz hin zum Wohnbereich, wie z.B. eine Schrankwand oder ein Kamin- / Kachelofen. Geräusch- und Geruchschutz gibt es aber auch da nicht. Das kann auch mal störend sein, wenn z.B. am Küchentisch laut diskutiert und an der Couch etwas Ruhe gesucht wird.

Eine ähnliche Wirkung hat das Wohnzimmer als Zentralraum, von dem aus kochen, essen und schlafen erreichbar sind. Als Durchgangsraum erreicht er nicht die Intimität eines Einzelraumes, ist aber „privater“ als die ebene beschriebenen Raumzonen in einer Einraumlösung.

Die intime Nutzung

Das Wohnzimmer

Das klassische Wohnzimmer ist schon lange totgesagt und doch ist das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug, nach Privatheit und Gemütlichkeit mehr präsent denn je. Dieses Bedürfnis kann nur in einem Raum erfüllt werden, wo man auch mal die Tür zumachen kann, wo Einblicke und Zuhören nicht möglich sind. Hier kann es privat und kuschelig sein.

In älteren Grundrisslösungen wird das Wohnzimmer als Inselraum vom Flur aus erschlossen. Die historische „gute Stube“ gehört dieser Lösung an, die oft elegant aber nicht gemütlich ist. Diese Räume tun sich oft schwer, zum Mittelpunkt einer Wohnung zu werden.

Was allen gemein ist

Die Raumpsychologie

Für eine gelingende Raumgestaltung gibt es einige Grundsätze, die es in jeder Wohnform braucht, damit es wohnlich wird. Die wichtigsten Punkte möchte ich anführen:

My Home is my Couch

Die Couch oder das Sofa sind einer Umfrage zufolge unsere Lieblingsmöbelstücke. Auf dieser Insel der Gemütlichkeit verbringen wir täglich drei bis vier Stunden. Was immer wir dort machen, die Position des Möbels spielt eine zentrale Rolle. Diese zu finden, ist heute oft schwer bis unmöglich, denn häufig gibt es keine Wand ohne Fenster und die sind dann auch noch bodentief. Zu allem Überfluss braucht man für den Fernseher den Platz, wo eigentlich die Couch stehen sollte. Es ist schwer zu verstehen, warum dabei selten die Frage gestellt wird, was der Mensch braucht?

Schutz und Sicherheit

Kennen Sie das? Sie gehen in ein Restaurant und instinktiv suchen Sie sich den Platz mit dem Rücken zur Wand und Überblick über den Raum. Was dahintersteckt ist unsere Urangst, dass von hinten Gefahr kommen kann. Das gilt gleichermaßen auch für Couch, Schreibtisch und Schlafplatz. Platzieren Sie diese Möbel vor eine Wand mit dem gleichzeitigen Blick auf Fenster und Türen. Dann erst kann Entspannung eintreten.

Vorhänge sind kein Wandersatz

Die Positionierung der Couch vor dem Fenster mit einem blickdichten Vorhang, unter einer Oberlichte oder vor einen Raumteiler ist ebenso abzuraten. Diese oder ähnliche Lösungen simulieren keine stabilen Rückenschutz, der das Unterbewusste beruhigen könnte. Unterbewusste Empfindungen sind nicht verhandelbar. Wir können uns nicht „schöngestalten“ oder mit Deko ausgleichen, was wir in den Raumstrukturen nicht berücksichtigt haben.

Die Natur im Rahmen

In den Entwurfsplänen findet sich die Couch meistens mit dem Rücken an der Glaswand zur Terrasse und den Blick in das Rauminnere zum Fernseher. Einem schönen Ausblick in die Natur wenden wir gleichgültig den Rücken zu. Diese Blickrichtung ist nur im Falle eines guten Films wirklich erbaulich. Ansonsten verzichtet man auf den tollen Blick in die Natur. Dieser Ausblick steigert nicht nur unser Wohlbefinden, sondern nachgewiesenermaßen auch unsere Gesundheit.

Der Fernseher – das neue Lagerfeuer

Wir verbringen die meiste Wohnzimmer-Zeit vor dem Fernseher. Dem entspricht auch die Planungsachse Couch – Tisch – Fernseher, die möglichst aufgebrochen werden soll. Wenn der Fernseher von der Wand weicht, wo die Couch stehen sollte, braucht es eine seitliche Möglichkeit. Es entstehen zwei Achsen, die je nach Tageszeit unterschiedlich wichtig sind. Haben Sie ihre Couch darauf ausgerichtet und so gestaltet, dass sie den Tagesrhythmen folgen kann?

Bücher im Wohnzimmer

Viele haben ein Bücherregal im Wohnzimmer. Häufig ist es so vollgestopft, dass die Bücher kreuz und quer stehen und dazwischen findet man auch noch Dekoartikel. Entfernen Sie alles, was nicht in das Bücherregal gehört und sortieren Sie die Bücher so, dass eine gewisse Ordnung zu erkennen ist. Sofort wirkt es ruhiger und die Bücher sind wieder mehr als Staubfänger.

Was grundlegend wirkt

Die Raumenergetik

Wir kennen Sie, die Mehrdimensionalität des Lebens. Auch der Wohnraum verfügt über seine unterschiedlichen Ebenen. Eine davon ist die Ebene der Lebensenergie, die Vitalität, Ästhetik und Atmosphäre prägt. Einige wichtige Ausprägungen möchte ich beschreiben:

Formen im Wohnzimmer

Spitze Ecken oder Kanten sollten nicht auf Personen zeigen. Diese „Kantenstrahlung“, wie sie in der Raumenergetik bezeichnet wird, hat nicht nur mit unserem Unterbewusstsein zu tun, wo sie als Gefahr eingeordnet wird. Vor allem aber wirkt sie energetisch wie die Spitze eines Pfeils, die den Körper durchbohrt. Mit dem Ergebnis, dass wir uns unwohl fühlen und uns einen anderen Ort suchen.

Farbe im Wohnzimmer

Wir nehmen Farben sehr differenziert war, besonders wenn sie große Flächen ausfüllt. Sie haben wie die Formen viel mit unserer Psyche zu tun und wirken damit auf Stimmungen und Gefühle. Dabei dürfen wir aber ihre energetischen Wirkungen nicht vernachlässigen. Diese sind vergleichbar mit radiästhetischen oder kinesiologischen Reaktionen. Deshalb sind Farben ein wichtiges Gestaltungsmittel, um den positiven Wohn-Wohlfühl-Effekt zu fördern.

Materialien im Wohnzimmer

Materialkonzepte für Einrichtungen werden durch die räumliche Funktion, die Art und Dauer der Nutzung, dem atmosphärischen Kundenwunsch und dessen Lebensstil, usw. bestimmt. Zur Erfüllung dieser Kriterien bieten sich nun die Materialeigenschaften der Speicherung von Lebenskraft an. Es braucht andere Materialien für ein Hotelzimmer, wo rasch verschiedene Menschen wechseln oder für ein Wohnzimmer, das von einer Familie über einen langen Zeitraum bewohnt wird.

Aufteilung großer Räume

Wenn das Wohnzimmer groß ist braucht es eine klare Raumaufteilung. Ess-, Spiele- und Fernsehbereich oder ein gemütlicher Kaminplatz brauchen unterschiedliche Energieniveaus. Diese energetischen Zonen orientieren sich an der Position von Tür und Fenster und dem dadurch gelenkten Lebensenergiefluss. Nutzen Sie den Raum zonenkonform und geben Sie ihm durch Raumteiler, Wandfarben oder Teppichen eine klare Struktur dafür.

Halten Sie Ordnung

Auch im Wohnzimmer gilt: ist es vollgestopft, kommt die Lebensenergie ins Stocken. Ein zu niedriges Energieniveau setzt eine Überlebensstrategie ingange und mit der Entspannung wird es wohl eher nichts. Überlegen Sie gut, was für Sie wichtig ist und womit Sie Ihren Raum dekorieren. Den Rest verstauen Sie in geschlossenen Schränken. Das schafft Ordnung. Aber aufpassen, nicht alles reinschmeißen und Tür zu machen. Da kann auch nichts fließen.

Und zum Schluss

Sorgen Sie für ausreichend Licht und Luft

Wichtig für unser Wohlbefinden ist frische Luft. Öffnen Sie mehrfach am Tag für einige Minuten alle Fenster weit und lüften Sie mal so richtig durch. Dies bringt Ihnen frische Energie und schafft ein gutes Raumklima. Genauso wichtig brauchen wir Sonnenlicht. Räume, die wir tagsüber nutzen, sollen diesem Umstand Rechnung tragen. Und nach täglichem Lichtbaden und Luftbaden zuhause geht’s am Wochenende raus zu Waldbaden.


RAUMIMPULSE
Mag. Wolfgang Strasser
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