Schimmel in der Wohnung

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Unerwünschte Mitbewohner mit Gesundheitsfaktor

Ob sichtbar oder unsichtbar: Befindet sich Schimmel in den eigenen vier Wänden, sind die Schäden für die Gesundheit nicht zu unterschätzen. Dabei können auch nur leichte Symptome auftreten, wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, die man oft gar nicht mit Schimmelsporen in Verbindung bringt. Aber auch gravierendere körperliche Auswirkungen wie Atemwegserkrankungen oder Migräne. Sie werden manchmal erst nach einem langen Leidensweg auf Schimmel zurückgeführt. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Personen, die bereits immungeschwächt sind. Dieser Blog soll einen ersten Überblick über das Thema Schimmelpilz im Haus geben.

Wenn das Gespräch auf Schimmelpilz kommt, höre ich immer wieder: Abbürsten und gut ist es. Davor möchte ich eindringlich warnen. Schimmelpilz wird immer noch zuwenig ernst genommen, ähnlich wie Radon oder Pestizide. Dabei stellte das deutsche Umweltbundesamt Gesundheit bereits 2009 fest: „Wir messen den Pilzgiften eine mindestens so hohe Bedeutung bei wie den Pestiziden.“ Aber die werden ja auch noch immer zuwenig ernst genommen.

Schimmelpilz in der Wohnung heißt für die Gesundheit der Bewohner, besonders für die Kinder, Alarmstufe Rot. Und das meine ich aus guten Gründen, die ich Ihnen in diesem Blog beschreiben möchte.

Grundsätzliches

Die meisten Pilze sind nützlich für Mensch und Natur. Ohne die hochaktiven Pilze gäbe es keinen gesunden Waldboden, kein natürliches Recycling und einige Bier- und Brotsorten, Käse- und Milchprodukte und sogar Medikamente weniger.

Sind Pilze immer gefährlich?

Pilze sind in geringen Mengen überall zu finden. Kein Kubikmeter Luft, kein Quadratmeter Fläche und kein Gramm Staub ohne Pilze. Auf jedem Quadratmeter unseres Wohnzimmerbodens liegen 500 bis 2000 Sporen, das ist normal als Hintergrundbelastung.

Wann tritt eine Belastung auf?

Menschen mit intaktem Immunsystem können die wenigen aus der Umwelt oder mit der Nahrung aufgenommenen Pilze gut bewältigen. Kritisch wird es, wenn die Pilzzahlen zunehmen, die Pilzarten zu den gefährlichen gehören und das Immunsystem schwach ist.

Von welchen Pilzen sprechen wir?

Es gibt etwa 25 Schimmelpilz-Gattungen, die sich in 350 Schimmelpilz-Familien und wiederum in viele Schimmelpilz-Arten verzweigen. Die wichtigsten allergieauslösende Schimmelpilz-Gattungen sind Aspergillus (355 Arten), Cladosporium (Schwärzepilz, 50 Arten) und Alternaria (40 Arten).

Wirkungen von Schimmel auf die Gesundheit des Menschen

Toxische und allergene Stoffwechselprodukte können über längere Zeit auf den Körper einwirken. Eiweiße von Schimmelpilzsporen können Schimmelpilz-Allergien auslösen. Und Schimmelpilzgifte können über die Raumluft infektiöse Pilzerkrankungen verursachen. Studien belegen auch ein doppeltes Risiko für Asthma und Allergien bis zum 7.Lebensjahr.

Können Schimmelpilze Krankheiten verursachen?

Pilze können Pilzerkrankungen verursachen, die sogenannten Mykosen. Sie können Allergien auslösen. Sie können zudem gasförmige Riech- bzw. Schadstoffe an ihre Umgebungsluft abgeben, sogenannte MVOC, das sind leichtflüchtige Kohlenwasserstoffverbindungen ähnlich den Lösemitteln, und – was besonders kritisch ist – gefährliche Gifte produzieren, die sogenannten Mykotoxine, die regelrechte Vergiftungssymptome hervorrufen können.

Das Gift der Pilze

Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) sind sekundäre Stoffwechselprodukte aus Schimmelpilzen, die bereits in geringsten Mengen (akut und chronisch) giftig wirken können. Eine durch Mykotoxine verursachte Erkrankung wird Mykotoxikose genannt.

Es sind mehr als 300 Mykotoxine bekannt, von denen jedes seine spezifische Wirkung hat. Zu den für Menschen relevanten Verbindungen zählen die Aflatoxine. Man unterscheidet mindestens 20 natürlich vorkommende Aflatoxine, von denen B1, B2, G1, G2, M1, M2 eine größere Bedeutung haben. Das Aflatoxin B1 gilt als das für den Menschen gefährlichste Mykotoxin.

Wirkungen der Gifte

Schimmelpilze können Allergien und Atemwegserkrankungen auslösen. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Mykotoxine haben hormonähnliche Wirkungen und sind kanzerogen, teratogen, mutagen und können sogar tödlich sein!

Die beste ärztliche Therapie nutzt nicht viel, wenn die Pilzherde in den eigenen vier Wänden nicht erkannt und beseitigt und der ständige Nachschub nicht gestoppt wird.

Ursachen und Prävention

Schimmelpilze befinden sich natürlicherweise in der Luft. Unter bestimmten raumklimatischen Bedingungen lagern sie sich ab, keimen aus und wachsen.

Grundvoraussetzung für ihr Wachstum ist Feuchtigkeit. Diese kann durch Baufehler, Bauschäden, aufsteigende Mauerfeuchtigkeit, mangelhaft sanierte Wasserschäden oder mangelhaftes Lüften hervorgerufen werden.

Ideale Bedingungen herrschen bei Feuchtigkeit mit einem pH-Wert 6 und einer Umgebungs­temperatur von 20 bis 30°C.

Erstbezug eines Gebäudes: Baurestfeuchte im Gebäude austrocknen lassen, vor Bezug ev. unter Benutzung von Entfeuchtungsgeräten, nach Bezug durch erhöhte Beheizung und Entlüftung der Räume.

Sanierung älterer Gebäude: Wärmedämmmaßnahmen mit ausreichenden Lüftungsmaßnahmen koppeln, um Schimmelpilzbefall zu vermeiden.

Richtig einrichten: Hinterlüftung und Luftzirkulation durch mindestens 5 bis 6 cm Wandabstand von Möbel und Wandverkleidungen, ev. nachträgliche Lüftungsöffnungen am Boden und zur Decke, keine wandanliegenden Schrankverbauten, Raumecken freilassen, großflächige Bilder mit Abstandhalter, Vorhänge mit Abstand zu Wand, Boden, Decke.

Feuchtigkeit kontrollieren: Schimmel braucht Feuchtigkeit zum Wachsen. Stellen Sie sicher, dass die Luftfeuchtigkeit im Haus unter 60 % bleibt.

Richtig lüften: Regelmäßiges und ausreichendes Lüften ist wichtig, besonders in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit wie Badezimmer und Küchen.

Dämmung überprüfen: Schlechte Wärmedämmung kann zu Kondensation und damit zu Schimmelbildung führen.

Wasserschäden sofort beheben: Wasserlecks oder Überschwemmungen müssen schnellstmöglich repariert werden.

Identifikation des Schimmelpilzes

Der Schimmel selbst ist mit bloßem Auge nicht sichtbar. Die sichtbare Schicht auf der Wandoberfläche besteht aus Sporen sowie Stoffwechsel- und Ausscheidungsprodukten. Der Pilz selber (das Mycel) lebt als farbloses Fadengebilde in einer geringen Eindringtiefe im Material und ist eventuell schon lange da, bevor es sich durch das Sporenwachstum zeigt.

Sichtbare Schimmelflecken: Schimmel kann als schwarze, grüne, braune oder weiße Flecken erscheinen.

Geruch: Ein muffiger Geruch kann auf Schimmel hindeuten, auch wenn dieser nicht sichtbar ist.

Feuchtigkeitsmessung: In verdächtigen Bereichen kann die Feuchtigkeit mit einem Hygrometer gemessen werden.

Maßnahmen bei Schimmelbefall

Der Schimmel muss sofort beseitigt werden !

Kleine Flächen selbst reinigen: Flächen bis zu einem halben Quadratmeter können mit handelsüblichen Reinigungsmitteln oder Essigwasser behandelt werden. Dabei Schutzhandschuhe und Atemschutzmaske tragen. Die Sporen nicht in der Luft verwirbeln.

Dabei werden Stoffwechsel- und Ausscheidungsprodukte sowie Sporen entfernt, nicht der Schimmelpilz selber. Selbst die schärfsten chemischen Mittel besiegen den eigentlichen Pilz nicht. Nur eine Frage der Zeit, bis Sporen wieder keimen …

Große Flächen oder starker Befall: Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Fachleute können die Ursache finden und beseitigen sowie die betroffenen Bereiche sicher reinigen. Sie schaffen auch eine entsprechende Eindringtiefe und erreichen den Pilz selber.

Probenahme und Analyse:Bei sichtbarem Schimmelauftreten ist eine fachmännische Probennahme in Form einer kontrollierten Luftprobenahme im Raum und als Vergleich im Außenbereich oder ergänzend durch einen Abklatsch von der Materialoberfläche notwendig. Eine Analyse im Labor stellt fest, wie massiv Sporen vorhanden sind und welche Pilze und Gifte das sind.

Materialien entfernen: Stark befallene Materialien wie Tapeten, Gipskartonplatten oder Teppiche sollten entfernt und ersetzt werden.

Wurzel des Problems angehen: Feuchtigkeitsquellen identifizieren und beseitigen, um erneuten Schimmelbefall zu verhindern.

Langfristige Lösungen

Baubiologische Beratung: Im Zweifelsfall sollte sich vor jeder Sanierung eine baubiologische Fachkraft den Schaden ansehen, bei Bedarf sachkundig messen, eine Gefährdungsbeurteilung erstellen und Sanierungsempfehlungen erarbeiten. Nach einer fachgerechten Sanierung sollte immer eine Kontrollmessung durchgeführt werden, um den Erfolg zu überprüfen.

Bausanierung: In schwerwiegenden Fällen kann eine Sanierung notwendig sein, um bauliche Mängel zu beheben. Speziell die Ursache für die Feuchtigkeit am oder im Bauteil muss erkannt und behoben werden!

Rechtliche Aspekte

Mietrecht: Mieter sollten den Vermieter über Schimmelbefall informieren. Die Ursache entscheidet in der Regel darüber, wer für die Sanierungskosten aufkommt.

Zusammenfassung

Schimmelpilz im Haus erfordert schnelle und gründliche Maßnahmen zur Beseitigung und Vorbeugung. Es ist wichtig, die Ursache der Feuchtigkeit zu finden und zu beseitigen, um eine langfristige Lösung zu gewährleisten. Bei großflächigem oder starkem Befall sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden, um Gesundheitsrisiken zu minimieren.

Literatur:

Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden (Österr. Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus 2019)

Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden (Deutsches Umweltbundesamt 2024)

Ratgeber Schimmel im Haus – Ursachen, Wirkungen, Abhilfe (Deutsches Umweltbundesamt 2014)

Über den Autor:

Mag. Wolfgang Strasser ist Lebensraumberater und -coach, Unternehmens- und Kommunalberater. Mit RAUMIMPULSE berät er Menschen bei der Gestaltung ihrer Lebensräume.

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