Ein Plädoyer für regionalen Naturstein
Naturstein – ja, das klingt doch schon nach Natur! Wenn man aber genauer auf die Bodenbeläge in den Häusern blickt, sieht man keramische Platten und keine Natursteinplatten. Die Nachahmungen sind optisch täuschend ähnlich und für den Laien kaum zu unterscheiden. Und dennoch geben Naturstein und Keramik jeweils unterschiedliche Raumatmosphären. Das merkt man im direkten Vergleich, den man beim Kauf aber kaum hat. Wichtige Themen sind auch Herkunft und Nachhaltigkeit. Keramik wird zu 100% importiert, Naturstein zum großen Teil auch. Was die wenigsten wissen, wir haben auch in Österreich wunderschöne Natursteinsorten.
Seit Jahrhunderten verwenden Menschen Naturstein als Baumaterial. Die Einsatzzwecke waren und sind so vielfältig wie die Steine selbst: Mauer und Fassade, Boden und Wand, Arbeitsplatten, Grabsteine und noch viel mehr.
Naturstein ist vielfältig – aber nicht immer langlebig
Natursteine sind nur dann langlebig, wenn sie in ihrer Beschaffenheit zum geplanten Verwendungszweck passen. Die Nachhaltigkeit beginnt also mit der Suche nach dem geeigneten Naturstein. Dazu sollte man wissen, welche Gesteinssorten es gibt. Die grobe Einteilung erfolgt nach Zusammensetzung oder Entstehung der Steine. In der Zusammensetzung unterscheidet man:
Erstarrungsgesteine
In Österreich gibt es eine Reihe von Graniten aus dem Mühl-, dem Wald- und dem Innviertel. Sie haben hervorragende technische Eigenschaften, sind aber allesamt hell- bis dunkelgrau.
Tiefengesteine
Granit Oberes Mühlviertel: Neuhaus, Kleinzell, Julbach.
Granit Unteres Mühlviertel: Windhaag, Sandl, Leopoldschlag, Lasberg.
Granit Innviertel: Schärding.
Granit Waldviertel: Schrems, Herschenberg, Hartberg, Aalfang, Gebharts.
Wir kennen Ergussgesteine vor allem aus dem südalpinen Bereich, wie beispielsweise dem Südtiroler Porphyr. Dieser wird, wie auch Lavagesteine und vulkanische Tuffe, hauptsächlich im Außenbereich eingesetzt. Moderne Verarbeitungen lassen diese Gesteine aber auch zu einem Hingucker im Innenbereich werden.
Ergussgesteine
Basalt: Blaugrüner Carat, St.Urban (K)
Ablagerungsgesteine
Konglomerat Niederösterreich: Lindabrunn, Ternitz
Konglomerat Salzburg: Golling
Konglomerat Bayern: Brannenburg
Sandstein Vorarlberg: Scharzachtobel
Kalkstein Salzburg: Adnet und am Untersberg
Kalkstein Oberösterreich: Schwarzensee
Kalksandstein Burgenland: St.Margarethen
Kalksandstein Niederösterreich: Mannersdorf
Kalksandstein Steiermark: Aflenz
Sintergesteinen, wie Travertin, Onyxmarmor und Alabaster. Österreich: Steiermark (Maria Buch).
Umwandlungsgesteine
Chloritschiefer Osttirol: Dorfen); Burgenland: Rechnitz; Steiermark: Sunk
Serpentin Osttirol: Tauerngrün; Burgenland: Bernstein
Paragneis: Maltatal, Ötztal, Zillertal, Pitztal
Marmor Steiermark: Sölk, Salla, Kainachtal, Murtal
Marmor Kärnten: Krastal
Marmor Salzburg: Rauris
Marmor Niederösterreich: Wachau
Quarzit Salzburg: Rauris
Heimischer Naturstein gegen den Klimawandel
Natursteine sind überall, auch in Österreich mit den zahllosen Bergen, als abbaubares Material vorhanden. Sie benötigen meist nur einen überschaubaren Energieaufwand zum Abbau und zur Bearbeitung. Heimische Vorkommen halten zudem die Transportwege vom Steinbruch zum Verarbeitungswerk und weiter zur Baustelle kurz, ein weiterer Pluspunkt in der Öko-Bilanz.
Natursteine sind damit anderen Baustoffen aus ökologischer Sicht überlegen. Dazu kommen noch Aspekte wie eine gute Wärmeleitfähigkeit, die bei einer Fußbodenheizung zu niedrigerem Energieverbrauch und geringeren Heizkosten führt. Damit wäre ein passender, sorgfältig ausgewählter Naturstein ein vergleichsweise nachhaltiges Material.
Naturstein ist auch ein (bau)biologisches Material, das überhaupt keine chemischen oder künstlichen Zusätze enthält. Auch im Brandfall werden keine gefährlichen Schadstoffe freigesetzt. Ausgenommen natürlich nachträglich aufgebrachte Reinigungs- und Imprägnierungsstoffe. Aber auch da wird in die Entwicklung gesundheitlich unbedenklicher Produkte investiert.
Natursteinprodukte aus den Billiglohnländern China, Indien und Brasilien sind trotz der Überseefracht billiger. Manche Steinbrüche sind sogar mit Kinderarbeit verbunden, Fair-Stone und Xertifix achten darauf. Bleibt noch das Argument mit der Farb-, Textur- und Strukturvielfalt. Die ist in der internationalen Natursteinwirtschaft natürlich deutlicher abwechslungsreicher.
Heimischer Naturstein ist Emotion
Bauen mit Naturstein gilt als eine Sache der Vernunft. Stein ist dauerhaft, nachhaltig, bio- und ökologisch. Alles richtig, diese Zuschreibungen begrenzen den Naturbaustoff aber auf seine rationale Komponente. Der Umgang mit heimischen Natursteinen bietet mehr als die Erfüllung technischer Werte. Sie transportieren Emotionen und können sogar polarisieren.
Über den Autor:
Mag. Wolfgang Strasser ist Lebensraumberater und -coach, Unternehmens- und Kommunalberater. Mit RAUMIMPULSE berät er Menschen bei der Gestaltung ihrer Lebensräume.
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