mein Raum, dein Raum, unser Raum
Jeder Mensch tankt anders auf. Dem einen tut ein guter Roman gut, andere entspannen sich bei guter Musik. Und Männer und Frauen haben da eh ganz unterschiedliche Vorstellungen.
Wichtig ist das wir uns auf die Suche nach unseren Kraftquellen machen, auch wenn die von denen des Partners abweichen. Beziehungen funktionieren, wenn wir unsere eigenen Kraftquellen kennen, uns diese erlauben und das auch unserem Partner zugestehen. Haben wir diese Rückzugsorte nicht, kann es zu Kontaktvermeidungen kommen.
Und: auch Singles in Singlewohnungen brauchen ihren Rückzug und ihre Auszeit vom Alltag.
Verrückt eigentlich: Manchmal dauert es Jahre, bis wir uns einen Rückzugsort vom Alltag gestatten. Zum Auftanken, Nachdenken, Glücklichsein.
Den richtigen Ort finden
Wo können Sie so richtig abschalten? Wo fühlen Sie sich wohl? Ist es eher draußen im Garten oder doch drinnen in Ihrem Zuhause? Ein eigener Raum oder doch nur eine Raumzone? Ich zeige Ihnen ein paar Beispiele für die Suche nach dem geeigneten Rückzugsort.
Eigner Raum für Rückzug
Jeder in einer Familie braucht seinen Rückzugsort, denn jeder hat Notwendigkeit einer sozialer Selbstregulation. In größeren Wohnungen oder Häusern lässt sich das räumlich wohl leichter realisieren. Aber auch kleinere Wohnungen bieten Möglichkeiten, inklusive Dachboden, Keller und Nebenräume. Wenn das nicht möglich ist, dann ins Freie. Ist sowieso besser.
Nischen und Raumzonen
Aber ein eigener Raum muss auch gar nicht sein. Es reicht auch eine gemütliche Ecke in einem der Räume. Wichtig ist eine dauerhafte Aneignung und sehr persönliche Gestaltung. Und einsichtsgeschützt. Nur so fühlen sie sich dort geborgen und können die Seele baumeln lassen. Im nächsten Kapitel folgen einige wichtige Gestaltungstipps, damit das funktioniert.
Innen- oder Hinterhof
Bei manchen Häusern gibt es einen einsichtsgeschützten Innenhof oder einen Hinterhof, in dem man die frische Luft genießen, den Pflanzen beim Wachsen zusehen und den Unterhaltungen der Vögel lauschen kann. Der Blutdruck sinkt, der Puls verlangsamt sich und das Stresshormon Kortisol wird reduziert. Fehlt noch eine mediterrane Sitzgarnitur. Klingt idyllisch – ist es auch.
Ein Platz im Garten
Es kann auch ein ruhiges Plätzchen im Garten sein, ein gemütlicher Liegestuhl auf der Terrasse oder eine Bank am nahegelegenen Waldrand. Günstig ist es, wenn der Sitzplatz einen Rückenschutz hat und beidseitig geschützt ist – wie in einem Lehnstuhl. Das gibt Sicherheit, auch wenn man im Freien ist. Und einen schönen Ausblick, der zum Tagträumen anregt.
She Shed oder Lady Cave
bezeichnen einen Trend, bei dem sich Frauen ihr ganz persönliches Refugium für ihre Me-Time jenseits des Familientrubels gestalten. Um ungestört die Dinge zu tun, wozu sie im Haus keine Ruhe haben. Als Homeoffice, Atelier, Yogastudio oder Mädelsraum. Ein extra Raum außerhalb des Hauses, in dem frau nicht nur entspannen, sondern auch kreativ sein und neue Ideen entwickeln kann.
He Shed oder Gent Cave
Männer haben das Gartenhaus oder die Garage schon länger für den eigenen Rückzug erobert. Ob für das Hobby oder den Rückzug mit Freunden. Ein privater Raum, den mann nach Belieben gestalten kann, um dort zu chillen, zu arbeiten oder in der Männerrunde ein Bier zu trinken. Bei der Gestaltung sind sie oft nicht so kreativ, wie die Frauen. Aber das tut der Wirkung keinen Abbruch.
Wenn der richtige Ort für Selbstliebe und me-time gefunden ist, müssen wir ihn erst zu unserem machen. Einfach hinsetzen ist zuwenig. Grundlage für eine emotionale Ortsgebundenheit sind Aneignung und Personalisierung. Also ich mache den Ort zu meinem und gestalte ihn nur für mich. Möbel und Accessoires, die einem das Gefühl geben, sie würden einen umarmen, sind genau richtig.
Das Energiemuster
Je nach Lage im Haus bringen Räume eine eher aktive oder eine eher passive Grundqualität mit. Der Daoismus hat dafür die Bezeichnungen Yin und Yang gefunden, die dem archetypischen Prinzip der Polarität folgen. Sie gefallen mir deutlich besser, als beispielsweise die Begriffe weiblich / männlich, die meist auf den Sexus bezogen sind. Oder die Begriffe passiv / aktiv, die sehr schnell wertend klingen.
Raumlage und Nutzung
Die groben Zuordnungen der Raumlagen sind straßenseitig (aktiv), gartenseitig (passiv), Erdgeschoss (aktiv), Obergeschoss (passiv). Auch die Nutzung der Räume wirkt sich auf die Grundqualität aus: Arbeitsräume (aktiv), Schlafräume (passiv), usw. Es gibt also viele Kombinationen mit einem wechselnden Verhältnis von Yin und Yang.
Individualisierter Raum
Nun könnte man sagen, Männer fühlen sich in Yang-Räumen wohler, Frauen in Yin-Räumen. Nun, Männer haben und brauchen auch Yin, Frauen haben und brauchen auch Yang. Welches Verhältnis speziell Sie brauchen, kann ausgetestet werden. Das ist wichtig, damit Sie sich in Ihrem Rückzugsraum wohl fühlen können.
Getrennte Raumzonen
Unterschiedliche Raumbestimmungen und Gestaltung unterschiedlicher Raumzonen ist eine heikle Sache. Einfach nur einen Paravent oder große Pflanzen aufstellen reicht nicht. Auch ein Vorhang quer durch den Raum kann nicht verhindern, dass die Raumzonen ineinanderfließen. Dazu braucht es eine gute Analyse des Lebensenergieflusses und eine gezielte Energielenkung.
Ein paar Gestaltungstipps
Ihr Sitz- oder Lümmelplatz mit Aussicht
Ein großer Ohrensessel ist perfekt. Wichtig ist aber auch, dass er für einen guten Schütz mit der Rückenlehne an einer Wand steht. Das verhindert unbewussten Stress. Ein schöner Ausblick durch ein seitliches Fenster ins Grüne kann beim Abschalten helfen. Wer das nicht hat, kann sich mit einer Fototapete mit Natur-Motiv abhelfen.
Unendliche Möblierungsmöglichkeiten
Mit einem Bücherregal als Kopf- oder Fußende eines Bettes eine Nische schaffen, unter der Galerie oder dem Hochbett einen bevorhangten Intimraum einrichten, einen nennenswerten Raumteiler für eine verkehrsberuhigte und einsichtsgeschützte Zone, eine Altbaufensternische oder eine Neubau-Regal-Fensternische als Leseplatz oder Baldachine und Hängematten – der Möglichkeiten sind viele.
Farbe beeinflusst uns. Dies ist bereits in mehreren Studien belegt. Farben, wie Rot (Feuer) oder Gelb (Luft) wirken anregend. Grün (Erde) oder Blau (Wasser) dagegen haben eine entspannende und beruhigende Wirkung auf uns. Für einen Ort der Entspannung empfehle ich beruhigende Farben, gerne auch lasierend, pastellig, matt oder graugetönt.
Formen, Farben, Materialien
Jedem Menschen können Formen, Farben, Materialien zugeordnet werden. Methoden sind die energetische Auswahl, Astrologie, Numerologie, usw. Machen Sie eine persönliche Analyse oder spüren Sie sich einfach rein, welche Formen, Farben und Materialien Ihnen entsprechen. Sie sind atmosphärenbildend und unterstützen eher Yin oder Yang.
Stellen Sie sich mal vor, Sie würden die ganze Zeit auf Wäscheberge, Papierkram oder sonstige unerledigte Arbeit sehen. Ihre Gedanken würden sich die ganze Zeit darum drehen, was noch alles zu tun ist. Unordnung kann überwältigend sein. Damit ein Bereich zum Rückzugsort werden kann, muss zuerst Ordnung geschaffen werden.
Beim Sortieren der Sachen, sollten Sie sich die Frage stellen: Macht das Freude? Wenn nicht, ist es an der Zeit, sich davon zu trennen. Denn diese Sachen nehmen nicht nur Platz in der Wohnung, sondern auch im Kopf weg. PS: Ein Abschirmen des Chaos mit einem Paravent oder ähnlichem funktioniert nicht!
Wer die Möglichkeit hat, sollte seinen persönlichen Rückzugsort in der Nähe eines Fensters einrichten. Es tut uns gut, wenn die Sonne scheint und den Rückzugsort nicht nur erhellt, sondern auch wohlige Wärme spendet. Natürliches Licht hebt sowohl die Stimmung als auch den Energielevel.
Abends eignet sich eine Deckenleuchte mit LED-Tageslicht nicht besonders zur Entspannung. Eine dimmbare Stehlampe und Licht mit wenig Blauanteil sind deutlich hilfreicher. Wer es noch stimmungsvoller haben möchte, stellt ein paar schöne Kerzen auf.
Pflanzen bringen nicht nur Sauerstoff an Ihren Rückzugsort. Sie wirken beruhigend und sind zudem schön. Die meisten jedenfalls. Achten Sie bei der Pflanzenauswahl, ob dem auch so ist. Manche Pflanzen können unbewussten Stress verursachen.
Mit der Berieselung mit Duft und Musik sollten Sie sehr sparsam umgehen. Das kann schnell zum Stressfaktor werden. Ansonsten spricht nichts gegen einen Diffuser mit Ihrem Lieblingsduft. Und Musikhören ist ohnehin eine gezielte Angelegenheit für die Entspannung.
Offline sein Handy, Tablet, Computer, Smart Home: Ein Großteil des täglichen Lebens wird von Technik bestimmt. Mit technologiefreien Zonen können Sie der dauerhaften Erreichbarkeit entfliehen. Schon ein kleiner Digital Detox hilft, den Geist zu entspannen und neue Energie zu tanken.
Über den Autor:
Mag. Wolfgang Strasser ist Lebensraumberater und -coach, Unternehmens- und Kommunalberater. Mit RAUMIMPULSE berät er Menschen bei der Gestaltung ihrer Lebensräume.
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