In der Mitte liegt die Kraft

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Bild von Hakin Mhan auf Adobe Stock

Wir leben in Zeiten, in denen oft die Rede ist von Achtsamkeit, Zentrierung, Vitalität. Und In der inneren Mitte sein, klingt doch gut, oder? Doch was genau ist diese Mitte überhaupt und wie finde ich dahin? Die Mitte zu finden, das kann essentiell sein in der Zeit des Umbruchs und Aufbruchs. Alles ist in Veränderung! Hier einen inneren festen Stand zu entwickeln, darum geht es in diesem Blog.

Mitte ist ein Thema für viele Gelegenheiten. Sie ist Gegenstand von Betrachtungen und Übungen, nicht so häufig auch von Gestaltungen. Genau wie Kraft und Energie. Man sagt, die Mitte sucht man lebenslang. Aber wer sie findet, sieht das Ganze. Dazu braucht es die Grenze. Die Mitte, die Grenze, das Ganze. Aber wer will schon das Ganze sehen? Ausschnitte sind bequemer. Wofür dann die Mitte? Genau betrachtet: wir vernachlässigen die Mitte! Und dazwischen die Schwellen und Zwischen­räume, die Pausen und Leeren. Aber dazu das nächste Mal.

Wofür steht denn Mitte?

Die Mitte kennzeichnet besondere Plätze in unserem Leben. Unsere eigene innere Mitte, die Mitte unserer Partnerschaft und Familie, die Mitte von Wohnung und Haus, die Mitte unserer sozialen und betrieblichen Beziehungen, die Mitte von Dorf, Siedlung und Stadt(teil).

Die Mitte hat nicht nur mit Mittelpunkt oder Mittenpunkt zu tun. Mitte verkörpert neben dem statischen Aspekt von Ort, Platz, Stelle auch dynamische Aspekte von Gelegenheit, Möglichkeit, Entwicklung.

Die Mitte steht für die Lebenskraft, sie schafft das Potential für Gesundheit, Vitalität und Zentrierung. Die Mitte ist aber auch Fokus des dauernden Wandels und Ausgleich aller Gegensätze. Die Mitte ist TaiChi, das Prinzip der Einheit aller Gegensätze. Alle Richtungen verschmelzen in einem Punkt. Jede Form der Lebensenergie trifft sich in seiner Essenz.

In 14 Anwendungen sollen verschieden Aspekte von Mitte betrachtet werden. Philosophisch, mit einem Schuss gestalterischer Realität. Mitte wirkt, physisch, energetisch, emotional, mental, seelisch, geistig.

Die innere Mitte

Wenn Körper, Geist und Seele im Einklang sind, dann sind wir in Balance. Und je mehr wir in unserer Mitte sind, desto gelassener und ausgeglichener sind wir. Es beschreibt den Kontakt zu uns selbst und zu unserem Standpunkt im Leben. „In der eigenen Mitte sein“ könnte diese Qualität bezeichnet werden. Und übersehen dabei oft, dass Gleiches für alle Bereiche unseres Lebens gilt.

Die familiäre Mitte

Wenn Menschen zusammenleben, entsteht etwas Neues. Ein eigener Organismus, den wir Partner­schaft oder Familie nennen. Dieser Organismus verlangt nach einer ihm eigenen Mitte. Durch sie erhält die Gemeinschaft Lebensenergie. Wenn die Familie nicht im Gleichgewicht ist, können Probleme entstehen. Die Mitte der Bewohner wird durch die Mitte des Lebensraumes repräsentiert.

Die häusliche Mitte

Jede Wohnung, jedes Haus braucht seine Mitte. Zuerst für sich selbst und dann auch für seine Bewohner. Die Mitte wird meist mit der geometrischen Mitte des Grundrisses identifiziert. Der Radius wird mit der Spannweite ausgebreiteter Arme beschrieben. Ihre Gestaltung ist besonders wichtig: Eine gut gestaltete Mitte wird sich auch positiv auf alle anderen Lebensbereiche auswirken.

Die leere Mitte

Der Sinn der Leere liegt darin, dass man nur etwas aufnehmen und erhalten kann, wenn Platz dafür da ist. Das Ursymbol der Leere ist die leere nach oben geöffnete Schale. Sie symbolisiert auch das Prinzip des sich Öffnens, das Mittelpunkt des geistigen Lebens werden kann. Es entsteht ein Fluss der Lebensenergie, die Räume und Bewohner nährt.

Die thematisierte Mitte

Die gestaltete häusliche Mitte muss nicht unbedingt leer sein. Sie kann auch mit den Intentionen der Bewohner und ihrer Lebensphasen gestaltet sein. Eine thematisierte Gestaltung aber muss achtsam erfolgen, weniger ist oft mehr. Sie repräsentiert keine Bedürfnisse und Wünsche, sondern Potentiale und Möglichkeiten. Sie soll aktuell sein, frisch und aufgeräumt.

Die gefühlte Mitte

Die gefühlte Mitte ist etwas anderes als die geometrische Mitte. Sie ist der Herzpunkt des Lebens­raumes. Hier hat nicht das Potential seiner Bewohner, sondern deren Liebe ihren Fokus. Das Herz ist der Angelpunkt des Kreislaufes, der Herzpunkt kann es sein für den Kreislauf des Lebens. Hier wäre auch ein guter Platz für die Ahnen und Nachkommen.

Die betriebliche Mitte

Unternehmen sind genauso wie Gemeinschaften und Organisationen jeweils eigene Organismen mit ihrem jeweiligen Ausdruck von Lebendigkeit. Diese wird auch geprägt durch Mitte. Eine Praxis, ein Shop, ein Office oder eine Fabrik ohne Mitte zerstreut Mitarbeiter und Kunden. Mitte erzeugt Gemeinschaft und Identifikation, Sicherheit und Stabilität.

Die besprochene Mitte

Fünf Minuten vor Beginn des Meetings fällt einem ein, dass man noch den Seminarraum schön herrichten muss. Wichtigstes Element dabei: Die gestaltete Mitte. Wenn die fehlt, weiß ja keiner, worum sich das Treffen überhaupt drehen soll. Aber wo zum Donnerwetter bekommt man auf die Schnelle eine anständig gestaltete Mitte her?

Die soziale Mitte

Wenn Menschen zusammenleben, entsteht etwas Neues. Ein eigener Organismus, den wir Kommune nennen. Auch dieser Organismus verlangt nach einer ihm eigenen Mitte. Ohne diesen kann keine nachbarschaftliche oder gar freundschaftliche Beziehung entstehen. Mitte hat mit Beziehung zu tun. Die Mitte hat Bezug zum Ganzen und verbindet die Elemente des Ganzen. Wie ein Spinnengewebe.

Die dörfliche Mitte

Die soziale Mitte manifestiert sich am Dorfplatz. Jedes Dorf und jede Siedlung verlangt danach. Nach einer Mitte für die Dorfgemeinschaft, einer „soziale Mitte“ für unsere Lebensräume. Wo man sich trifft, austauscht, streitet und schlichtet. Sie sind aber nicht nur Punkte des Gleichgewichts, sondern auch Plätze der Identifikation. Wir fühlen uns zugehörig und teilhaftig.

Die versorgende Mitte

Starke Mitten sind mit einer Atmosphäre der Ordnung, der Besinnung, der Ruhe und Ausgewogen­heit, aber auch mit der Versorgung mit Lebensenergie verbunden. Die alten Ortsplätze mit ihren Dorflinden, Brunnen oder Säulen zeigen uns, wie unsere Vorfahren ihre Quellen der Kraft setzten und gestalteten.

Die verlorene Mitte

Heute sind die Bäume und Steine vielfach verschwunden oder dem Verkehr gewichen. Die verbliebenen haben nicht mehr die Bedeutung und damit auch nicht mehr die Kraft. Und an den falschen Stellen funktionieren Brunnen und Säulen auch nicht mehr als Quellen der Lebenskraft. Bei neuen Stadtteilen und Siedlungen werden gestaltete Mitten überhaupt erst gar nicht mehr berücksichtigt. Lebenskraft hat keine Verweildauer mehr und fließt zu schnell ab.

Die neue Mitte

Die Wiedererrichtung alter Mitten an ihren originalen Plätzen oder die Gestaltung neuer Mitten unter Berücksichtigung geomantischer Platzierungen kann helfen, wieder Kraft und Lebendigkeit in unsere Dorfmitten zu bringen. Neue Mitten in Siedlungen und Stadtteilen helfen in vielen Aspekten gemeinschaftlichen Lebens. Mit vielen positiven Folgewirkungen.

Die natürliche Mitte

Die Mitten von Gemeinschaft unserer Vorfahren finden sich in der Natur – gekennzeichnet durch Naturdenkmale, wo Gesundheit, Gemeinschaft und Spiritualität gesucht und gelebt wurden. Diese Plätze können uns heute wieder Orte der Kraft sein, wenn wir sie bewusst und in einer Haltung von Demut und Liebe allem Lebendigen gegenüber aufsuchen und nutzen.

Die tägliche Mitte

Halten Sie öfter einen Moment inne, um mit geschlossenen Augen und den Händen auf dem Bauch, Ihren Atem wahrzunehmen. In der Hektik des Alltags rutscht unsere Atmung zu hoch und wird zu schnell. Wir nehmen uns nicht mehr genug Zeit für uns und unsere Bedürfnisse. Durchbrechen Sie diesen Teufelskreis, in dem Sie sich immer wieder fünf Minuten Entspannung gönnen.

Über den Autor:

Mag. Wolfgang Strasser ist Lebensraumberater und -coach, Unternehmens- und Kommunalberater. Mit der von ihm gegründeten Firma RAUMIMPULSE berät er Menschen über die Gestaltung ihrer Lebensräume.

Bassena-Gespräche mit Susanna Jahrmann, Episode 45

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