Tipps für das Einraumwohnen
Was früher den Ärmsten vorbehalten war, ist heute weit verbreitet: Leben in (fast) einem Raum. Küche, Ess- und Wohnzimmer sind zu einem Raum zusammengewachsen. Manchmal gesellt sich das Homeoffice noch dazu. Das Kinderzimmer, die WG und Seniorenwohnungen sind Beispiele für Multifunktionsräume, in denen mehrere meist sehr gegensätzliche Nutzungen unter einen Hut zu bringen sind. Was dabei besonders zu beachten ist, damit aus diesen Räumen Wohnungen werden, wird in diesem Blog diskutiert.
Es gibt mehr Einraumwohnungen, als uns gemeinhin bewusst ist. Eine kleine Aufzählung soll einen kleinen Überblick bieten:
Einraumlösung für kochen, essen und wohnen im Haus
Kinderzimmer à Jugendzimmer
WG-Zimmer und WG-Gemeinschaftsraum
Cluster-Wohnung in einer Cluster-Wohngemeinschaft
Mikroapartment und Microflat
Studentenwohnung
Garçonnière und Singlewohnung
Containerwohnung oder Containersiedlung
Tinyhouse und Bauwagen
Boardinghouse, Service Apartment oder Monteurzimmer und Arbeiterwohnung
Apartment im Apartment-Hotel
Ferienwohnung, auch einräumige Ferienhäuser und Chalets
Einräumiges Gartenhaus oder Datsche für Wohnzwecke
Einraumwohnung in einem Haus für betreubares oder betreutes Wohnen
Einraumwohnung im Alten- und Pflegeheim oder Seniorenzentrum
Vielfältig
… das ist ganz schön viel! Die Aufzählung zeigt, wie vielfältig Einraumwohnungen sind. Doch wie ist es möglich, die unterschiedlichen Anforderungen des Wohnens in einem Raum unterzubringen, dass man/frau sich wohlfühlt und sich gerne in so einem Multifunktionsraum aufhält? Es erscheint sehr wichtig zu sein, sich mit deren Baubiologie und Raumenergetik zu beschäftigen.
Raumlage
Raumlage
In einer Wohnung oder einem Haus würde man unterschiedliche Räume für unterschiedliche Nutzungen verwenden, die jeweils in unterschiedlichen Hauszonen positioniert sind. Je nach Lage in einer bestimmten Hauszone bringen die Räume eine eher aktive oder eher passive Grundqualität mit. Wir schauen also zuerst, wo im Haus sich die Einraumwohnung befindet.
Straßenseitig aktiv (yang), gartenseitig passiv (yin),
Erdgeschoss aktiv (yang), Obergeschoss passiv (yin),
Kombinationen daraus:
Erdgeschoss straßenseitig aktive Wohnung
Erdgeschoss gartenseitig semiaktive Wohnung
Obergeschoss straßenseitig semiaktive Wohnung
Obergeschoss gartenseitig passive Wohnung
Raumzonen
Raumzonen
Was alle Einraumwohnungen verbindet, ist nicht nur, dass sich das Wohnen in einem Raum abspielt (von einer zusätzlichen Nasszelle abgesehen), sondern dass sich dieser Raum in immer vergleichbarer Weise in mehrere Raumzonen teilt. Dabei handelt es sich um aktivere und passivere Raumzonen. Die Anordnung hängt vom Fluss der Lebensenergie ab und dieser von der Position von Fenster und Tür.
Multiaktiv
aktiv (mehr yang) kochen, essen, spielen, arbeiten
semi (yin-yang) wohnen, lesen, lernen
passiv (mehr yin) chillen, schlafen
Die Einraumwohnung ist immer ein Multifunktionsraum. Das heißt, konzentriertes Arbeiten (yang) und erholsamer Schlaf (yin) müssen in einem Raum auf wenigen Quadratmetern kombiniert werden. Weitere Aktivitäten, wie kochen, essen, spielen, wohnen, lesen, lernen, chillen, usw. sind unterschiedlich aktiv oder passiv, haben also mehr oder weniger Anteile von yin und yang.
Raumpassend
Sollen für die unterschiedlichen Nutzungen in einer Einraumwohnung die besten Plätze gewählt werden, orientiert man sich idealerweise an den Raumzonen. Arbeiten in der aktiven Zone, schlafen in der passiven Zone, usw. Dabei gibt es manchen Kompromiss, aber auch Do´s und Don´ts, die es unbedingt zu beachten gibt.
Beispiel Kochen-Essen-Wohnen
Am Beispiel einer modernen Einraumlösung für kochen-essen-wohnen möchte ich zeigen, wie durch das Fehlen einer Raumteilung der Bereich wohnen nie kuschelig werden kann. Erst durch den Raumteiler im Beispiel 4 kann sich die Raumenergie so beruhigen, dass es in dieser Raumzone gefühlt privat werden kann.
Beispiel 1
Türöffnung in Richtung aktiver Raumzonen (kochen-essen) ist gut. Semiaktive Raumzone wohnen ist im selben Raum à Qualität von aktiv auch in dieser Raumzone. Fenster im Rücken der Couch à kein Backing in diesem Bereich.
Beispiel 2
Wie Beispiel 1, zudem ist die Couch mit dem Rücken in den Raum orientiert à kein Rückenschutz für die Nutzer. Die Tür ist auch im Rücken à Gefahr. Über dem TV eine Oberlichte à Unruhe im Wohnbereich.
Beispiel 3
Wie Beispiel 1, nun Position der Couch vor dem Fenster à kein Ausblick in die Natur, kein Rückenschutz, unruhige Lage im Energiefluss. Der Grund für diese Gestaltung ist der Fernseher! Dieses Don´t ist tatsächlich sehr häufig zu finden.
Beispiel 4
Raumteiler zwischen aktiven und semiaktiven Raumzonen, Couch im Raumeck mit den fensterlosen Wänden als Rückenschutz, Blick in die Natur ist frei.
Raumteiler
Raumteilung
Die Feststellung von Raumzonen und die Zuordnung von Funktionen zu diesen Raumzonen ist eine Sache. Eine andere Sache ist es, daraus funktionierende Bereiche innerhalb der Einraumwohnung zu machen. Dazu braucht es meistens eine Abgrenzung der Raumzonen. Erst mit einem Raumteiler werden aus einem Raum zwei oder gar sechs.
Beispiel 5
Die aktive Raumzone ist der Bereich zwischen Wohnungs- und Balkontür mit der Couch. Damit es auf der Couch etwas ruhiger ist, wird der Energiefluss durch den Raumteiler mit dem Garderobenschränkchen etwas abgelenkt. Küche und Schreibtisch im semiaktiven Bereich, das Bett in der passiven Raumzone. Bett, Schreibtisch und Couch haben einen guten Rückenschutz, der Blick zu Tür und Fenster ist jeweils frei.
Raumteiler
Nicht nur Wände können teilen, auch mobilere Formen der Raumteilung. Dazu eignen sich beispielsweise Schränke, die beidseitig nutzbar sind. Sie müssen aber mindestens 160 cm hoch sein, damit sie diese Funktion wirksam erfüllen können, besser 180 bis 200 cm. Daneben gibt es Regale, Faltwände, Vorhänge und Paravents, mit denen sich Raumzonen begrenzen lassen.
Raumfarben
Der geschickte Einsatz von Wandfarben macht die Wohnung nicht nur wohnlicher, sondern kann die Raumzonen noch besser teilen. Im Schlafbereich ruhige (yin) Farben, wie z.B. sanfte Erdtöne. Im Arbeitsbereich dagegen kann es auch mal knalliger (yang) sein, z.B. rot. Hinter der Couch passt eine ausgleichende Farbe, wie z.B. orange.
Farbbalance
Auf die Farbbalance kommt es an. Zu viele unterschiedliche Farben machen den Raum unruhig, zu wenig Farbe macht den Raum ausdruckslos. Aktive Farben sollten dennoch sparsam verwendet werden, am besten nur ein Akzent. Den Rest des Raumes kann man dann in neutralen Tönen ausmalen, wie beispielsweise mit einem gebrochenen weiß.
Materialien
Nicht nur die Wandfarbe spielt bei der Farbgestaltung eine Rolle, sondern auch die Materialien und Oberflächen der Wand- und Bodenbeläge, Möbel und Accessoires. Nicht zu viele verschiedene Materialien verwenden, die unterschiedliche Struktur, Textur und Farbe aufweisen, sonst wird es unruhig. Ein Einzelstück dagegen geht immer als Akzent.
Bodenbeläge
In einer Einraumwohnung ist es besser, einen durchgängigen Boden zu verwenden. Das macht den Raum größer. Zur Betonung der Raumzonen eignen sich dann einzelne Teppiche, die farblich auf die jeweiligen Raumzonen abgestimmt sind. Das nennt man übrigens Inselbildung, weil man damit kleine Wohninseln schafft.
Raumklima
Gerüche in der Luft
In einem Raum, in dem gekocht und geschlafen wird, haben wir sehr bald eine erhöhte (relative) Luftfeuchtigkeit, einen erhöhten CO2-Anteil und einen Cocktail an Gerüchen. Für ein gutes Raumklima ist Frischluft essentiell. Eine Querlüftung sollte immer möglich sein. Ein neues Lüftungsverhalten sollte zur Gewohnheit werden. Auch Pflanzen sorgen für ein besseres Raumklima.
Licht(er) in Raumzonen
In den Raumzonen braucht es nicht nur genügend, sondern auch unterschiedliches Licht. LED emittiert in der Regel viel Blaulicht, das senkt die Melatoninspiegel und hält das Gehirn wach. Das ist gut für den Arbeitsplatz und die Küche. Am späten Abend ist dieser Effekt eher unerwünscht. Da braucht es das Glas Rotwein bei Kerzenschein. Und im Schlafbereich überhaupt kein Licht.
Strom und Funk
Für eine nächtliche Stromfreistellung eignet sich ein Netzentkoppler. Wenn es in der Einraumwohnung nur einen Stromkreis gibt, wird das schwierig. Ein zweiter Stromkreis für Küche und Bad sollte dann unbedingt nachgerüstet werden. Elektronische Geräte in jedem Fall nächtens ausschalten und Handy offline stellen. Wenn das nicht möglich ist, hilft Distanz.
Ordnung
In einer Einraumwohnung ist es deutlich wichtiger, eine gute Ordnung zu halten. Kleine Wohnungen sind sehr schnell zugeräumt und das schwächt das Wohn- und Wohlbefinden. Das ist nicht immer einfach und beginnt meist im Kopf. Ausmisten hilft, aber kostet häufig Überwindung. Wenige aber persönlich sehr wertvolle Dinge und eine geschmackvolle Platzierung hat immer Stil.
Zu guter Letzt
Wenn die Einraumwohnung nur eine Übergangslösung darstellt, ist mancher (nicht jeder!) Kompromiss erlaubt. Ist sie aber über längere Zeit unser Hauptwohnsitz, macht sich eine genauere Beschäftigung mit diesen Themen bezahlt und führt deutlich zu mehr Wohlbefinden.
Über den Autor:
Mag. Wolfgang Strasser ist Lebensraumberater und -coach, Unternehmens- und Kommunalberater. Mit RAUMIMPULSE berät er Menschen bei der Gestaltung ihrer Lebensräume.
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