Haben Sie sich beim Bauen und Einrichten schon einmal Gedanken über Formen gemacht? Farben ja, aber Form klingt doch schon sehr abstrakt. Dabei sind für die Gestaltung nicht nur die Farben ausschlaggebend. Auch die Form eines Gegenstandes übt eine starke Wirkung aus. Welche, darüber möchte ich in diesem Blog sprechen.
Der Begriff Form (lat. forma) bezeichnet die äußere Gestalt realer Objekte. Aber hinter dem Begriff steckt noch viel mehr. Bevor es mit dem Blog richtig losgeht, möchte ich eine Blick darauf werden.
Eine kurze Etymologie der Form
Die griechische Philosophie bezeichnet die komplementären Begriffe Form (griech. eidos bzw. morphe) und Materie (griech. hyle) als Prinzipien des Seienden. In der Phänomenologie von Edmund Husserl steht der Begriff für das Wesen. Der Begriff griech. eidos (das zu Sehende, Gestalt) aus indogermanisch *vid (sehen) lässt sich weiterführen zu „ich sehe dich“ im Sinne „ich erkenne dich, dein Wesen“ und führt weiter zur Bedeutung der Dinge. Das kommt mir doch bekannt vor …
Formen bestimmen unseren Alltag
Alles, was wir wahrnehmen, hat in der Regel irgendeine Form. Bewusstseins- und Erkenntniszustände des Menschen vollziehen sich immer durch und mit Formen. So, wie die Natur in jeder Sekunde Formen erschafft und wieder verwirft, so erschaffen wir uns täglich künstliche Formen, in der Architektur, in Handwerk und Design oder im Alltag.
Der Zusammenhang mit Materie und Energie
Hier wird es knifflig. Denn mit der Beschäftigung von Materie und Energie wandelt man auf der Trennlinie von Chemie und Physik. In der Form treffen sich beide. Jede Form, mit und ohne Materie, besteht aus Energie und strahlt diese Energie auch ab.
Der Weg von der Form zum Wesen der Form
Der Weg von der äußeren Form zur inneren ist in der Gestaltung notwendig. Bevor man mit Formen ein neues harmonisches Gefüge erschaffen kann, muss man sich mit deren unterschiedlichen Aspekten befassen. Zunächst geht es darum die Form zu erkennen und zu beschreiben, welches Wesen hat die Form, welche Ansprüche werden gestellt, um die Situation analysieren zu können und um bei der Gestaltung die richtigen Formen auswählen und anordnen zu können. Letztlich muss man auch das Vorstellungsvermögen erweitern, um kreativ mit Formen arbeiten zu können.
Die Dimension der Formphysiologie
Die Physiologie der Form wird weitgehend durch die chemische Zusammensetzung des Materials gebildet. Dazu kommen noch (epi-)genetische Bauanleitungen zu Wuchsform und Aussehen. Und schließlich bestimmt unsere sinnliche Wahrnehmung darüber, wie wir das so Gebildete mental und emotional verarbeiten. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen.
Die Form folgt dem Material
Dass die Form dem Material folgt, war eine Notwendigkeit vergangener Zeiten. Die Technik hat die Form vielfach vom Material gelöst. Beispiel Natursteinfliesen, die erst durch Diamantwerkzeuge möglich sind. Heute wagen junge Designer wieder das Experiment, verknüpfen Althergebrachtes und Neues, traditionelles Handwerk und moderne Technologie. Wo die Experimente hinführen?

Die Oberfläche als Formelement
Wir nehmen die Umwelt, und damit auch deren Formen, über unsere Sinne wahr. Das Auge ist sehr ästhetisch, die Nase ökologisch, die Zunge biologisch, die Ohren wohlbefindlich. Ein besonderer „Formsinn“ ist der Tastsinn. Er entwickelt sich beim Menschen als erster Sinn. Berührungen zu erkennen und einzuordnen ist von die erste Sprache, die Menschen erlernen.

Der Formsinn der Künstler
Weit über die physiologische Sinneswahrnehmung hinaus geht der Formsinn der Künstler und Kunsthandwerker, wie beispielsweise der Bildhauer. Sie erspüren die Form, noch bevor sie da ist. Damit kommen wir allerdings in eine andere, transzendente Ebene der Formwahrnehmung. Intuitiv machen wir alle etwas ähnliches: wir greifen das Material an, um es zu „begreifen“.
Die Entstehung bestimmt die Form
Kristallformen sind ein beeindruckendes Zeugnis, wie das Material bzw. dessen die chemische Zusammensetzung die Form bestimmt. In Falle der Kristalle durch Kristallisation. Mineralien erhalten so ihre Gestalt und bestimmen die Form der daraus gebildeten Steine. Wir unterscheiden sieben Kristallsysteme, aus denen unzählige Kristallformen entstehen.

Die Dimension der Formenergetik
Nicht alle Wahrnehmungen einer Form erfolgen mit unseren physiologischen Sinnen. Der Formsinn der Bildhauer ist ein Beispiel. Manche Wahrnehmungen lassen sich durch die (vital-)energetische Wirkung von Formen erklären. Einige Beispiel dazu:
Form und Matrix
Als Noosphäre oder Matrix (vgl. Mater, Materie, Material) bezeichnen wir das Mentalfeld der Erde. Als morphisches Feld bezeichnet der britische Biologe Rupert Sheldrake das Feld, das als „formbildende Verursachung“ für die Entwicklung von Strukturen sowohl in der Biologie, Physik, Chemie, aber auch in der Gesellschaft verantwortlich ist.
Form und Lebensenergie
Lebensenergie folgt den Formen. Ihre natürliche Fließrichtung ist der Mäander. Durch umgebende Formen verdichtet oder zerstreut sie sich, wird beschleunigt oder gebremst. Die Formenlehre hilft, jeden Raum ausreichend mit Lebensenergie zu versorgen und durch Regulierung von Energieniveau und Geschwindigkeit für Behaglichkeit zu sorgen.

Form und Elemente
In allen traditionellen Lehren werden die Elemente genutzt, um einzelne Lebensthemen zu stärken. Erdige Energie drückt sich im liegenden Rechteck aus, wässrige in horizontalen Wellen, feurige in aufrecht spitzen Formen und luftige in vertikalen Wellen. In der chinesischen Kultur gibt es mit der Fünf-Elemente-Lehre ein vergleichbares Modell.

Symbole der vier Elemente (Wikipedia
„Vier-Elemente-Lehre“)

Symbole der fünf Elemente (Wikipedia “Kreis der fünf Wandlungen“)
Kombination Form, Farbe und Material
Jede Maßnahme kann auf Grund ihrer Form, ihrer Farbe und ihres Materials einem Element zugeordnet werden. Je besser diese drei Gestaltungsmerkmale zusammenpassen, desto intensiver ist die Wirkung. Passen sie nicht zusammen, wird der Gestaltungsakzent zur reinen Dekoration ohne Wirkung.
„Die Zuordnung bestimmter Farben zu entsprechenden Formen bedeutet einen Parallelismus. Wo Farben und Formen in ihrem Ausdruck übereinstimmen, summieren sich ihre Wirkungen.“
Johannes Itten in „Kunst der Farbe“
Form und Geometrie
Formen in der Architektur erzeugen Wirkungen auf die Umgebung. Spitze Gebäudeformen, ausschießende Gebäudeteile, spaltende Bauteile (z.B. Säule oder Pfeiler vor einem Eingang) sind Beispiele, wie Architektur auf die Umgebung wirkt. Die Wirkungen haben archetypische Bezüge mit psychologischen Effekten, es liegen diesen aber auch energetische Wirkungen zugrunde.
Hier noch weitere Beispiele:



Form und Harmonik
Architektur ist zu Stein gewordene Musik, so sagt man. Gemeint sind damit Proportionen und Intervalle in den Längen, Breiten und Höhen von Räumen und Bauwerken. Diese können harmonisch oder disharmonisch sein, wie in der Musik.

Es gibt auch harmonische und disharmonische Winkel, auch diese haben eine besondere energetische Bedeutung in ihrem Schwingungsverhalten.
Form und Ästhetik
Ästhetik (griech. Wahrnehmung, Empfindung) ist die (philosophische) Lehre der sinnlichen Wahrnehmung. Meines Erachtens sind ästhetische Wirkungen nicht nur eine Frage der Sinne, sondern vor allem von Schwingungen und Feldern. Wir haben es also mit energetischen Phänomenen zu tun, denn diese Schwingungen und Felder sind beobachtbar, aber nicht messbar.
Die Dimension der Formpsychologie
Emotionale Ebene
Form und Stimmung
Wir können uns der Ästhetik nicht entziehen. Sie erzeugt Stimmungen, mit denen wir in Resonanz gehen. Ob und wie hängt auch von der eigenen Gestimmtheit ab. Sie kann bloß wahrgenommen oder leiblich gespürt werden. Damit werden Gefühle ausgelöst, die unsere Entscheidungen beeinflussen und uns zu bestimmten Handlungen veranlassen
Harmonik wurden gezielt eingesetzt und verfehlt auch heute nicht seine Wirkung. Die männliche Qualität der Quart, die weibliche der Quint, die Ausgeglichenheit der Prim, die Ganzheit der Oktave. Es geht also nicht darum, einen Raum „harmonisch“ zu gestalten, um sich wohl zu fühlen, sondern es geht darum, gezielt Atmosphären zu schaffen, die erwünscht sind.
Mentale Ebene
Form und Symbol
Wie für die drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau lassen sich auch für die drei Grundformen Quadrat, Dreieck und Kreis eindeutige, ausdrucksstarke Werte finden. Das Quadrat symbolisiert die ruhende Materie, das nach allen Seiten ausstrahlende Dreieck symbolisiert das Denken und der Kreis symbolisiert den ewig bewegten Geist.
Die Dimension der Formspiritualität
Seelische Ebene
Formen und Persönlichkeit
Es gibt verschiedene Systeme für Persönlichkeitsanalysen, wie Archetypen, Farbtypen oder auch Formtypen. Auch wenn viel Biografisches in den Analysen zutage tritt, merken wir doch, dass sich hier auch seelische Konstitutionen zeigen.
Geistige Ebene
Formen und Urprinzipien
Grundformen der vier Dimensionen aus Punkt, Linie, Fläche Körper und ihre Kräftedynamik haben universelle Eigenschaften, die immer in gleicher Weise auf uns wirken, wenn wir sie in der Gestaltung einsetzen.

Zum Schluss
Manches von den beschriebenen Impulsen klingt theoretisch und wenig praktikabel. Das liegt wohl an der Form der Sache …. Holen Sie sich eine.n Lebensraumberater.in oder folgen Sie Ihrem eigenen Gefühl – es wird stimmig sein.
RAUMIMPULSE
Mag. Wolfgang Strasser
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