Wenn wir von Grenzen sprechen, denken die einen an politische Grenzen. Andere denken an persönliche Grenzen. Und wieder andere sagen, Grenzen existieren nur im Kopf. Begrenzung, Schutz und Überwindung in einem Atemzug. Die Natur kennt keine Grenzen, heißt auch ein Zitat. In der Natur finden wir aber vielerlei Grenzen: die Haut von Tier und Mensch, die Schalen von Früchten, Membranen und Zellwände.
Wenn wir uns mit Grenzen in unseren Lebensräumen befassen, so geht es um Qualitäten. Es geht darum, dass ein Raum erst durch seine Grenzen entsteht. Und es geht darum, dass die Mitte sich erst durch die Grenze erkennen kann. Die Gestaltung der Grenze ist ebenso wichtig, wie die Gestaltung der Mitte. Damit der Raum gehalten und zum Lebensraum wird.
In zwölf Gedanken werden verschiedene Aspekte von Grenze beleuchtet.
Die Grenze als künstliche oder mechanische Tatsache
Die Grenze teilt: zwischen Ich und Du, zwischen Innen und Außen, zwischen Hier und Dort, Drüben und Hüben, Mein und Dein. Eifriger denn je werden Mauern und Wälle gebaut, um sich vor dem Anderen zu schützen. Eine Folge von Angst und Frucht?
Die Grenze ist aus ihrer Natürlichkeit herausgefallen
Wir kennen Grenzen als kulturelle, soziale, politische und ökonomische Konstruktionen. Nur in wenigen Fällen folgen sie natürlichen Strukturen der Erde. Wir erleben oft eine Verkehrung des Begriffes, wenn die Grenze als Ort der Begegnung und des Austauschs bezeichnet wird.
Die Grenze als natürliche oder organische Tatsache
Die natürliche Form der Grenze findet selten unsere Betrachtung. Ich nehme die Zelle als Beispiel, oder auch unsere Haut. Fest und doch durchlässig. Manches darf durch und manches nicht. Aber es umschließt eine organische Einheit, keine beliebigen Entitäten.
Der Landschaftsraum als Landschaftsorganismus
Landschaften werden topografisch, geologisch oder anderswie beschrieben. Jede Form der Betrachtung hat ihre Notwendigkeit. Allerdings gibt es kein Fach, das Landschaften in ihren organischen Grenzen betrachtet. Wie definiert sich der Landschaftsorganismus?
Der Wall um den heiligen Hain
Immer wieder findet man Mauern in der Landschaft, die scheinbar keinen Zweck haben. Sie bieten weder Schutz noch Abwehr. Aber sie fassen einen Raum, lenken unsere Schritte und halten Lebensenergie. Jenseits der Mauer ist die Welt eine andere.
Grenzen mitten durch den Raum
Das Grundstück der Landschaft entrissen
Irgendwann hat sich die Menschheit entschieden, dass es Privateigentum an Grund und Boden geben soll. Die Vermessung der Welt wurde zur Chefsache. Das war nicht immer so. Und die drauf folgende Entwicklung hat auch nicht immer nur Glück und Segen gebracht.
Die Stadtmauer als Manifestation der Mitte
Limitation als Kunst des Teilens
Der Vorgang, bei der Mitte, Achsen und Grenzen einer neuen Siedlung festgelegt wurden, war eine kultische Handlung der griechischen, etruskischen und römischen Stadtbaukunst. Städte waren immer ganz, es fehlte nichts. Und sie wucherten nicht, sondern wuchsen.
Das Haus ohne Grenzen
Dem Einfamilienhaus sind zwei wesentliche Bestandteile abhanden gekommen: der einsichtsgeschützte Innenhof und die straßenseitige Repräsentation. Der Innenhof ist an die Ränder um das Haus verlegt worden und hohe Zäune, Thujenhecken oder Gabionen sorgen für den Schutz.
Die Mitte erkennt sich erst durch die Grenze
Organische Räume und durchlässige Grenzen
Das wäre dann wohl der Idealfall – ein organischer Raum und seine durchlässige Grenze. Eine Annäherung unserer Lebensräume an die Gesetzmäßigkeiten unserer Landschaftsräume.
Mag. Wolfgang Strasser
A-4040 Linz, Leonfeldner Straße 94d
+43 (0)664 / 4053748
office@raumimpulse.at
www.raumimpulse.at