Das große Krabbeln

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Nützlinge, Lästlinge und Schädlinge in Haus und Haushalt

Wir unterteilen die Tierwelt (und Pflanzenwelt) gern in „gut“ und „böse“, in Nützlinge und Schädlinge. Manche Tiere sind beides zugleich, andere keines von beiden, dann spricht man von Lästlingen. Ungeziefer im Haus ist ein Problem, das wohl alle auf die eine oder andere Art kennen. Motten, Fliegen und Kakerlaken in der Küche, Mücken und Wanzen im Schlafzimmer oder Mäuse im Keller möchte man so schnell wie möglich loswerden. Aber wie lässt sich Ungeziefer im Haus vermeiden? Welche präventiven Maßnahmen bieten sich an? Müssen Chemikalien wirklich sein? Einige Möglichkeiten möchte ich in diesem Blog vorstellen

Bei aller Toleranz gegenüber anderen Lebensformen steckt die Furcht und Abneigung gegen Krabbelgetier doch tief in uns. Wenn diese unliebsamen Tierchen in unseren Räumen auftauchen, spricht man oft von Ungeziefer. Meist haben sie keinen guten Ruf und gelten als Schädlinge und Krankheitsüberträger. Niemand möchte das kleine Getier in der Wohnung haben.

Geziefer oder Ungeziefer?

Geziefer steht für eine Gruppe von Tieren. Das Wort geht zurück auf althochdeutsch zepar, zebar ‚Opfertier‘ mit dem Präfix ge- und bezeichnet damit Tiere, die für ein Opfer geeignet sind. Tiere, die Angst oder Ekel erregen, wurden dagegen als ungeeignet für ein Opfer betrachtet. Für sie entstand als Abgrenzung zu den Geziefer der heute noch gebräuchliche Begriff Ungeziefer.

Die Zeit der Tieropfer ist hierzulande vorbei. Mit ihr verschwand auch das Wort Geziefer aus dem Sprachgebrauch. Die Bezeichnung Ungeziefer blieb hingegen bestehen. Nur Bedeutung und Wertung haben sich inzwischen geändert.

Sind Ungeziefer schädlich?

Der Begriff Ungeziefer wird sowohl für Tiere, die Schaden anrichten (Schädlinge), als auch für nur lästige Tiere (Lästlinge), die Angst oder Ekel erregen, aber weder Krankheiten übertragen noch Allergien auslösen oder Verschmutzung verursachen. Einige von ihnen könnte man auch als Nützlinge benennen, weil sie uns im Kampf gegen Schädlinge helfen.

Ungeziefer in unseren Haushalten

Ungeziefer, die Schaden anrichten, bezeichnen wir als Schädlinge. Die Schäden, die durch die Lebewesen verursacht werden, sind ganz unterschiedlicher Natur. So können Leben oder Gesundheit beeinträchtigt oder Nutzpflanzen, Vorräte und Materialien von ihnen vernichtet werden.

In Abhängigkeit davon, welche Beeinträchtigungen durch die Schädlinge hervorgerufen werden, lassen sich die Tiere in unterschiedliche Kategorien einteilen.

Hygiene- und Gesundheitsschädlinge

Dabei handelt es sich um Schädlinge, die die Gesundheit des Menschen durch das Risiko der Krankheitsübertragung oder eine parasitäre Lebensweise beeinflussen. Unter diese Kategorie fallen Läuse, Wanzen, Flöhe und Zecken. Auch Anopheles-Mücken und Pharao-Ameisen zählen dazu, ebenso wie Mäuse, Ratten und Marder.

Vorratsschädlingen

Vorratsschädlinge beeinträchtigen Vorratsgüter auf vielfältige Art und Weise. Fraßschäden stellen dabei die einfachste Form dar. Zu den Vorratsschädlingen zählen Mehlmotten, Brotkäfer und Schaben, auch Mäuse und Ratten. Sie befallen Lebensmittel und verunreinigen diese durch Ausscheidungen. Befallene Vorräte gehören in jedem Fall gänzlich entsorgt.

Pflanzenschädlinge

Während der Wintermonate macht es das angenehme Klima innerhalb des Hauses vielen Schädlingen leicht, sich anzusiedeln, zu entwickeln und zu vermehren. Zu den häufigsten gehören Woll- und Schmierläuse, Blattläuse, Spinnmilben oder Trauermücken. Sie haben bei kühler Zwischenlagerung der Pflanzen weniger Chancen, sich zu verbreiten.

Materialschädlinge

Materialschädlinge sind Kleidermotten, Silberfische und Kugelkäfer. Die Schädlinge befallen Materialien tierischer und pflanzlicher Herkunft wie beispielsweise Teppiche, Bücher oder Fußböden.

Eine spezielle Gruppe der Materialschädlinge sind Trockenholzinsekten. Die bekanntesten sind Hausbock und Holzwurm (Pochkäfer). Wenn diese nicht nur Möbel, sondern auch Konstruktionsholz befallen haben, wird es ernst. Eine Untersuchung entscheidet über die Sanierungsmaßnahme.

Fluglöcher oder Fraßgänge im Holz können auch von Frischholzschädlingen, wie der Holzwespe oder des Fichtensplintbocks, stammen. In diesem Fall sind keine weiteren Maßnahmen notwendig.

Lästlinge

Mit dem Ausdruck Lästlinge wird jenes Ungeziefer abgegrenzt, das keinen konkreten Schaden anrichtet, sondern sich in erster Linie dadurch auszeichnet, dass dem Menschen bereits ihre bloße Anwesenheit lästig ist oder sie Angst oder Ekel hervorrufen.

Lästlinge sind in der Regel weder gesundheitsgefährdend noch fressen sie uns die Vorräte oder Kleidung weg und sind damit eher störend als schädlich. Beispielhaft dafür sind Spinnen und Asseln.

Nützlinge

Längst nicht alles, was kreucht und fleucht ist auch als Ungeziefer einzustufen. Viele verschiedene Arten von diesen Kleintieren haben durchaus positive Eigenschaften zu bieten, indem sie Ungeziefer vertilgen – wie der Marienkäfer die Blattlaus. Sie sind im Handel erhältlich, lassen Sie sich beraten.

Woher kommt das Ungeziefer?

Ein Tabu-Thema

Schädlinge sind für viele ein Zeichen für mangelnde Sauberkeit – dafür schämt man sich natürlich. Doch diese Annahme ist ein Irrtum: Bei einem Schädlingsbefall kann generell nach aktiver Einwanderung und passiver Einschleppung unterschieden werden. Trotzdem trauen sich viele nicht, um Rat zu bitten, sondern sprühen voller Panik mit Gift um sich.

Aktive Einwanderung

Fliegen und Wespen sind, anders als die meisten Insekten, aktive Einwanderer. Auch Schadnager wie Hausmäuse und Ratten gelangen durch aktive Einwanderung in den Lebensraum des Menschen. Besonders davon betroffen sind Haushalte und Betriebe, die in Gewässernähe angesiedelt sind. Vor allem bei Hochwasser oder Winterbeginn kann hier mit einem Befall gerechnet werden.

Passive Einschleppung

Überwiegend werden Schädlinge passiv eingeschleppt. Sie gelangen als blinde Passagiere zu neuen Lebensräumen, was teilweise selbst über Kontinente hinweg passiert. Der Einkauf im Supermarkt, das Reisegepäck aus dem Urlaub, die betriebliche Warenanlieferung können Ursachen für einen Schädlingsbefall sein. Sie finden in Verpackungen und in der Ware selbst oft ideale Verstecke vor.

Vorbeugende Maßnahmen

Damit Sie das Ungeziefer im Haus erst gar nicht bekämpfen müssen, sollten Sie im Alltag vorbeugen. Der vorbeugende Schutz vor Schädlingen besteht darin, ihnen das Eindringen in unsere Wohnräume zu erschweren und möglichst wenig Lebensraum und Nahrung zu bieten. Die folgenden Tipps zeigen Ihnen, wie es gehen kann.

Regelmäßig lüften

Die meisten Schädlinge bevorzugen eine feucht-warme Umgebung. Lüften Sie daher alle Räume und auch die Vorratsschränke in regelmäßigen Abständen. Das transportiert die feuchte Luft nach draußen. Zudem vertragen manche Arten wie Motten, Milben und Käfer keine Zugluft.

Ritzen und Löcher abdichten

Häufig gelangt das Ungeziefer durch Ritzen und Löcher ins Haus. Um dies zu vermeiden, sollten Sie diese Stellen mit Fugenkitt oder Spachtelmasse verschließen. Verzichten Sie auch auf Schrankpapier. Darunter versteckt sich das Ungeziefer häufig.

Fliegengitter

Fliegengitter an Fenstern und Türen verhindern, dass Fliegen und Mücken ins Haus kommen. Achten Sie darauf, dass sie keine größeren Löcher haben. Für jahreszeitliche Anwendungen gibt es mobile Fliegengitter.

Ätherische Öle

Einige Schädlinge meiden ätherischen Öle. Bewährte Mittel gegen Motten sind Duftsäckchen mit Lavendel oder Zitrone im Kleiderschrank. Im Vorratsschrank schrecken Lorbeeren oder Wacholder die Schädlinge ab. Vergrämende Mittel wirken aber nicht bei allen Insekten.

Essensreste entfernen

Entfernen Sie Brotkrümel, Mehlstaub und andere Reste sofort. Sie sind ein „gefundenes Fressen“ für Ungeziefer, das nachts auf Futtersuche geht. Auch Abfälle oder zum Beispiel altes Frittieröl sollten Sie über Nacht nicht offen stehen lassen.

Sobald Sie ein befallenes Lebensmittel entdecken, ist es wichtig dieses sofort in verschlossene Abfalltonnen außerhalb des Hauses zu geben. Den Schädlingen wird dadurch die Möglichkeit genommen, andere Lebensmittel zu befallen.

Lebensmittel richtig lagern

Je mehr lang haltbare Lebensmittel Sie als Vorrat anlegen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit eines Schädlingsbefalls. Kaufen Sie also nur das, was Sie zeitnah auch weiterverarbeiten beziehungsweise verzehren. Lagern Sie Lebensmittel in verschlossenen Gläsern, Dosen oder Flaschen. Denn durch Papier kann sich Ungeziefer problemlos durchbeißen.

Frische Wäsche

Nur frische Wäsche gehört in den Kleiderschrank. Legen Sie ungewaschene Wäsche in den Schrank, ist es wahrscheinlich, dass Hautschuppen und Schweißgeruch die Motten anziehen.

Haustierplätze sauber halten

Säubern Sie den Schlafplatz Ihres Hundes oder Ihrer Katze regelmäßig. Denn Haare und Hautschuppen dienen zum Beispiel Hausstaubmilben als Nahrung.

Vorbeugung bei Materialien

Baubiologische Produkte sind aus organischen oder mineralischen Materialien, wobei erstere ein mögliches Fraßziel sein können. Daher werden organische Baumaterialien herstellerseits imprägniert. Borsalz ist beispielsweise eine biologische Imprägnierung.

Ungeziefer natürlich bekämpfen

Es muss nicht immer die „chemische Keule“ sein. In den meisten Fällen helfen biologische Verfahren, um Ungeziefer im Haus langfristig abzuwehren. Der Vorteil von biologischen Verfahren ist nämlich, dass sie auf alle Generationen der Schädlinge wirken – und das, ohne Gift einzusetzen.

Biologische Bekämpfung

Die biologische Schädlingsbekämpfung ist vielfältig, umweltfreundlich und kann sowohl im Haushalt als auch im Garten eingesetzt werden. Schlupfwespen, Raubmilben, Nematoden, Pilze, Bakterien, Viren, etc. können als Nützlinge eingesetzt werden. Pheromonfallen, Neemprodukte oder Diatomeenpuder sind Beispiele für nichttierische Bekämpfung von Ungeziefer.

Keine Chemie selber benutzen

Biozide sind überall käuflich erwerbbar und werden als hocheffizient beworben. Aber dieses Gift lagert sich in Pflanzen und Materialien ab und ist nur schwer flüchtig. Es gibt etwas 25.000 Biozidprodukte, sie sind als starke Nervengifte bekannt.  Besonders gefährlich wird es vor allem, wenn die Mittel falsch eingesetzt werden. Wer streut schon freiwillig Gift ins Bett oder auf die Couch?

Einen Fachbetrieb beiziehen

Lassen Sie sich bei einem größeren Befall beraten und finden Sie die richtige Lösung für Ihre individuelle Situation, denn kein Schädlingsbefall gleicht dem Nächsten. Damit spart man sich im Fall der Fälle nicht nur einiges an Nerven, sondern vor allem auch Zeit und Geld.

Chemie durch den Fachbetrieb

Erst bei Massenbefall ist eine chemische Bekämpfung durch einen Spezialisten sinnvoll. Ein guter Fachmann erklärt im Vorfeld genau, was er tun wird, welche Mittel zum Einsatz kommen und was in der Folgezeit zu beachten ist.

Meldepflicht

Für einige Schädlinge gibt es Meldepflichten. Erkundigen Sie sich, wie die Regeln für Ihr Bundesland sind.

Literaturempfehlung:

Lebensministerium BML / Die Umweltberatung: „Umgang mit Ameisen, Motten & Co – ja, aber ökologisch“, Wien 2016 zum Download auf https://www.umweltberatung.at/ameisen-motten-co

Über den Autor:

Mag. Wolfgang Strasser ist Lebensraumberater und -coach, Unternehmens- und Kommunalberater. Mit RAUMIMPULSE berät er Menschen bei der Gestaltung ihrer Lebensräume.

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